Sonntag, 30. Juni 2013

Sunday Morning

Sonntags gibt es immer eine große Hürde: englische Kirchenliedertexte. Ich gebe mein Bestes, aber ich werde hier nicht lügen: Ich scheitere. Und wenn ich dann darüber nachdenke, dass ich mal wieder falsch gesungen habe, vergesse ich mich auf den Text zu konzentrieren und verpasse den Anschluss. Das ist ärgerlich. Aber hat auch sein Gutes. Ich kann ein wenig die Gedanken schweifen lassen und den  Menschen (und dem sehr guten Chor), die diesen Gesang meisterhaft beherrschen, einfach zuhören und genießen. 





St. Johns.

Samstag, 29. Juni 2013

A hard day's night

So mancher Leser wird sich in letzter Zeit sicherlich gefragt haben, ob ich neben all den Ausflügen und Hühnerfütterungen überhaupt noch Zeit zum Arbeiten habe. Ich nehme niemanden ein solches Denken übel. Der Blog ist ein lückenhafter Bericht meiner Zeit hier. (Aber auf die Details meiner täglichen Busfahrt legt hier wahrscheinlich auch niemand wert.) Es sind die Highlights meiner Tage und Wochen. Aber um die Frage zu beantworten: Ja, ich arbeite hier auch ab und an. Und ich habe Beweisbilder.
Schallplattenhüllen, für kleine Platten liebevoll von mir gefaltet.
Diese Woche stand vor allem die Nachbearbeitung einer schon digitalisierten Schallplattensammlung auf dem Plan. Wir holten also die Platten aus dem Magazin und machten uns auf die Suche nach Matrixnummern, die ein wesentlicher Bestandteil für die Katalogisierung und Metadatenerfassung sind. Was sich erstmal eigentlich ganz leicht anhört, wird spätestens dann zur Farce, wenn mehrere verschiedene Nummern in die Platten geprägt sind, auf den Schildern noch zwei andere komische Buchstaben-Sternchen-Dreieckssymbolkombinationen stehen oder gar keine Hülle und somit auch keine Signatur da ist. Zum Glück hatten wir Unterstützung von Martin, der die Digitalisierung mitbetreut. Er und Almut konnten Musikexpertengespräche führen und die korrekte Nummer entziffern, während ich die Platten fotografierte, mit der Signatur versah und sie in neue Hüllen steckte. Manche von ihnen waren nämlich höchst professionell in Küchenpapier verpackt.

Manche Platten sind auch zynische Biester.
Nicht immer leicht zu finden.
Während das Schallplatten-Projekt sicherlich in den kommenden Wochen noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen wird, habe ich gestern eines der Projekte fast vollständig abgeschlossen. Aufgrund des Umzuges von Almuts Abteilung mussten ja auch die Kataloge ihren Standort wechseln und während das Anordnen der Schränke schnell geschafft war, kam auf mich die Anfertigung der Neubeschriftung zu. Und da all diese Schränke unterschiedliche Modelle sind, musste fast jedes Schild extra ausgemessen werden. Das ist zeitraubend gewesen, aber inmitten des täglichen Trubels auch eine Erholung. Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich in nächster Zeit nicht mehr in Blockschönschrift schreiben muss. Denn Blockschrift wird einfach nie schön sein.
Handarbeit. Jedes einzelne Schild.
Für immer in der Nationalbibliothek verewigt.

Freitag, 28. Juni 2013

Push the button

Bibliothekare mögen das Internet Archive. Denn wenn Nutzer sehr seltene und sehr alte Sachen suchen, hat man dort gute Chancen fündig zu werden. Das Internet Archive ist eine digitale Bibliothek, in die aus aller Welt Scans und digitalisierte Versionen urheberechtsfreier Materialen eingespeist werden und auf die jeder kostenlos Zugriff hat. (Und wir alle lieben ja Dinge, die kostenlos sind.)
Gestern hatte ich Gelegenheit einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und durfte ich einem Mitarbeiter des Internet Archives, Jamie, mal über die Schulter schauen. Der digitalisiert gerade Teile der Verdi-Sammlung der National Library (die ich aus dem Kartenkatalog herausgesucht, aus dem Magazin ausgehoben und auf Urheberrechtsfragen hin kontrolliert habe. Triumph, Triumph. Workflow von vorne bis hinten mitgemacht!) und sitzt dafür bei romantischer Minimalbeleuchtung in einem fensterlosen Zimmer im Nebengebäude der Bibliothek um die bestmöglichen Bilder zu machen. (Eigentlich ist das nämlich nicht scannen sondern eher photografieren.) Alles in allem wirkt das wenig spektakulär, aber das Ergebnis zählt und immerhin kann er sich mit dem Gedanken trösten, etwas Gutes für die Menschheit, insbesondere für Bibliothekare und verzweifelte Bibliotheksnutzer, zu tun.

Das Scann-Bett fürs Buch.
Aida unter der Glashaube.
Die Seiten des Buches werden von zwei Kameras photographiert, die über der Buchhalterung angebracht sind.
Nachbearbeitung.
Jamie bei der Arbeit
Wer interessante, urheberrechtsfreie Medien sucht, kann sich hier gerne mal umschauen: http://archive.org/index.php

PS.: Ich möchte mich an dieser Stelle bei Frau Roth, einer der Bibliothekarinnen Grimm-Zentrum, bedanken, die mir vor einiger Zeit das Internet Archive gezeigt hat. Dank ihr konnte ich sehr kompetent wirken. :)

Light my fire

Ich denke, dass ich diese Woche dank der Feueralarme in besonders lebhafter Erinnerung behalten werden. Ich hatte nämlich das Glück, dass ich nicht nur einen, sondern gleich zwei miterlebt habe. In unterschiedlichen Gebäuden. Und die Reaktionen der Mitarbeiter waren einfach in beiden Fällen fantastisch. 
Beim 1. Feueralarm im Hauptgebäude war ich gerade im Gespräch mit David über die Manuskriptboxen als der Höllenlärm losbrach. David hielt inne. Er versuchte sich zu beherrschen. Er versuchte dagegen anzureden. Und wie er hofften wir alle, dass das Geräusch sogleich verebben würde und wir fortfahren können. Aber nein. Wir mussten dem Protokoll folgen. Man sah allen die Begeisterung an. Als wir dann auf dem offiziellen Versammlungsplatz waren, merkte man manchen Bibliothekaren deutlich an, dass sie so viele Menschen und wahrscheinlich auch so viel Licht seit längerem nicht gesehen hatten. Man sah viele nervös von einem Fuß auf den anderen treten und Erleichterung in ihren Gesichtern, als das Gebäude wieder freigegeben wurde.
Feueralarm 2 verlief ähnlich. Ich war in einer Zweigstelle der Bibliothek und soeben mit Paula, die mir die Map-Library gezeigt hatte, in die Kantine gegangen um etwas Kaffee (Ja, Kaffee. Nicht Tee. Anarchy in the UK quasi.) zu trinken. Wir saßen gerade drei Minuten als auch hier das altvertraute Geräusch begann. Wir alle starrten in unsere Kaffeetassen und versuchten es zu ignorieren. Natürlich hörte es aber nicht auf und so musste auch hier der Gang nach draußen in Angriff genommen werden. Wenigstens war hier der Versammlungsplatz nicht so weit weg. Und nach 10 Minuten kamen dann auch die letzten Mitarbeiter mit ihrer Tasse und der Zeitung unterm Arm aus dem Gebäude. In Causewayside nimmt man alles eben ein wenig leichter. Das merkte man nicht nur beim Feueralarm sondern auch bei meiner Führung durch das Gebäude. Paula, Map curator also Kartenkuratorin zu gut deutsch, zeigte mir am Mittwoch ihr kleines Reich, fernab von vom Hauptgebäude.

Causewayside. Auch hier schlägt der brutalistische Baustil zu.
Die National Library hat eine Kartensammlung, die reichlich 2 Millionen Objekte umfasst. Es ist alles dabei: von Stadtkarten von Edinburgh bis hin zu Karten vom Mond. Klein sind die natürlich nicht. Deshalb braucht es für die Karten einen eigenen Lesesaal und speziell geschultes Personal, denn Karten werden anders katalogisiert als Bücher und bekommen auch andere Signaturen. 

Lustige Kreisel soweit das Auge schaut.
Paula zeigte mir neben dem Lesesaal auch die Magazine, in denen die Karten gelagert werden. Um ehrlich zu sein: es sind gruselige, große, verwinkelte Räume, in denen von Zeit zu Zeit das Licht von alleine ausgeht. Und über all dem thront dann die Sprinkleranlage, die zu Defekten neigt. Kein guter Ort für mich, kein guter Ort für die Karten. Aber zum Glück muss ich (im Gegensatz zu den Karten) nicht ewig darin bleiben, und so ging es schnell wieder in nettere und hellere Gefilde.

Klein, aber wirklich sehr fein. Der Lesesaal.
Lange Arme sind von Vorteil.
Wer gerade nicht in Edinburgh ist und sich trotzdem gerne die Karten anschauen möchte, der kann gerne einen kleinen Ausflug auf die Internetseite der Map-Library machen. Deren Bestände sind nämlich zum größten Teil digitalisiert und laden zum Betrachten ein:  http://maps.nls.uk/

Donnerstag, 27. Juni 2013

Das Ende der Geduld

Ich widme dieses Lied dem Entwickler der Edinburgh'schen Verkehrssysteme, insbesondere der Busliniensysteme.

Crash and the Boys - We hate you, please die

Mittwoch, 26. Juni 2013

FYI

Ich habe endlich das Problem der Kommentare lösen können. Ab jetzt darf also jeder ohne Einschränkung differenzierte und weniger differenzierte Meinungen hinterlassen. 

Biete: Vermutlich den schönsten Ruhestand der Welt

Hier ein Eintrag für Bibliothekare fortgeschrittenen Alters, die gerne in ihrem Ruhestand etwas von der Welt sehen und dabei auch ihr Wissen teilen möchten: Die Bibliothek des National Museums of Scotland sucht pensionierte Bibliothekare, die freiwillig gerne noch ein wenig weiterarbeiten möchten. (Um aus zwei verschiedenen Klassifikationssystemen endlich eins zu machen.)

Hier könnten Sie stehen!
Hier einige Zahlen für alle Interessierten:
  • ca. 300.000 Medien
  • ca. 5000 eBooks
  • ca. 570 Zeitschriftenabonnements
  • 9 festangestellte Mitarbeiter
  • ca. 20 Nutzer am Tag
  • Präsenzbibliothek (nur Mitarbeiter des Museums dürfen ausleihen)

Viel Beinfreiheit und wenige Nutzer.
Wie jeder sehen kann: Paradiesische Zustände! Viele Bildbände! Und tolle Raritäten gibt es auch. Und das alles in Edinburgh! Meine Damen und Herren, die Insel ruft!

Es gibt sie noch, die guten Dinge.

Ich mag David. Mit David kann man sich über Knochenleim unterhalten. Mit David kann man über die Preise von Kuh- und Känguruleder diskutieren. Und David versteht, warum ich es klasse finde, wenn man Bücher in Wasserbäder legt. 
David, der Held meines gestrigen Dienstages, arbeitet im Conservation Workshop der National Library. Ich persönlich hatte ja bis zum Betreten des Raumes auf Mumien und Organe in Keramikgefäßen gehofft, war mir aber der geringen Wahrscheinlichkeit dieser Möglichkeit bewusst und somit auch nicht so sehr enttäuscht als sich herausstellte, dass auch hier überraschenderweise mit Büchern gearbeitet wird.
Detailarbeit.
Der Conservation Workshop fertigt für Manuskripte und andere seltene Medien individuelle Hüllen und Boxen an, bereitet Bücher und Karten für Ausstellungen auf und kümmert sich um beschädigte Bücher. (Wie zum Beispiel um mehrere sehr alte Zeitungsbände aus denen jemand alle Artikel über Fußball fein säuberlich herausgetrennt hat. Merke: Auch in der Nationalbibliothek gibt es unschlaue Nutzer!)
All diese Aufgaben werden ohne nennenswerte technische Geräte absolviert. Stattdessen gilt, dass nur Handarbeit die hochwertigsten und schönsten Ergebnisse erzielt.

Nähen. Jenseits von Gut und Böse.
Es gab sehr viel zu sehen und zu lernen. Hier die wichtigsten Erkenntnisse in Kurzform:

  1. Känguruleder ist billiger als Kuhleder.
  2. Um Blattgold auf den Wattebausch zu bekommen, reibt man den Wattebausch kurz an der eigenen Stirn, damit er die natürlichen Öle der Haut aufnimmt und dann wiederum so das Blattgold daran haften bleibt bis man es auf den Buchrücken presst.
  3. Knochenleim ist nicht archivgerecht. (Und stinkt sowieso.)
  4. Wenn man den Stempel zum Prägen erhitzt hat, muss man ihn kurz auf ein mit Wasser getränktes Tuch legen (weil er zu heiß ist und abkühlen muss) und kurz bevor das Zischen ganz verklungen ist, kann man ihn zum Prägen verwenden, da er dann die richtige Temperatur hat. Aber erst wenn das Zischen fast verklungen ist. Nicht eher.
  5. Die Feuerprobealarme in der National Library arbeiten aktiv gegen meinen Wissenserwerb. (Aber wenigstens kommt man mal an die frische Luft.)

Erwartungsvolles Warten auf Gesichtsfette.
Sieht nur ein bisschen nach Folterkabinett aus.
PS.: David digitalisiert nebenbei auch Schallplatten und so ziemlich alle anderen Sachen, die es vor CD und MP3 gab, für die Bibliothek. Das hat er sich quasi selber beigebracht. Denn hier können ja sowieso alle alles.
Die Farbkombination der Kabel lässt mich an Pizza denken.
PPS.: Wenn jemand Interesse an dieser ganzen Wir-sind-in-einer-Bibliothek-und-tauchen-alte-Bücher-in-Wasser-und-Chemikalien-Geschichte hat, so kann ich dieser Person gerne eine ganz fantastische Power-Point-Präsentation schicken. Mit Bildern, die schockieren. Denn Papiersäurefrass geht uns alle etwas an!

Samstag, 22. Juni 2013

The classic English breakfast

oder: Lydia, du hast Black Pudding an der Nase!


PS.: Die Eier für das Rührei habe ich heute morgen aus dem Stall geholt. Um 8:00 Uhr. Denn um diese Zeit müssen die Hennen wieder aus ihrem Käfig auf die Wiese gelassen werden. (Nachdem wir gestern gefühlt eine Stunde damit gekämpft hatten sie da rein zu kriegen!) Aber immerhin: Die Eier waren noch schön warm und das Rührei so gelb und lecker wie noch nie.

Freitag, 21. Juni 2013

Real free range eggs. That's the stuff.

Ich habe meine Gummistiefel angezogen, habe den Zaun geöffnet, mich meiner Angst vor wilden Tieren gestellt und ihnen ihren Schatz gestohlen.  Um die Geschichte noch ein bisschen kürzer (und klarer) zu machen: Heute habe ich zum ersten Mal Hennen gefüttert. Und dann habe ich die Eier geklaut. 

Wer jetzt befürchtet, dass ich mein Praktikum geschmissen habe und mir eine Existenz als Kleinbauer hier aufbauen möchte, der sei beruhigt. Ich mache Urlaub. Landurlaub quasi. Nach fast fünf Wochen Nationalbibliothek (und so einigen Überstunden) gönne ich mir nun vier Tage Pause. 
Gestern nachmittag habe ich dazu meine charmante Kurzurlaubbegleitung aus Deutschland in Edinburgh begrüßen dürfen und heute nachmittag ging es dann mit dem altbewährten Megabus auf nach Inverness. Hier haben uns Freunde, die vier Hennen haben, ihr Haus zur Verfügung gestellt. Nun gibt es also zwei große Aufgaben für das Wochenende: Hennen füttern und das Loch Ness - Monster fangen. Und gut essen. Gestern Abend war auf jeden Fall der richtige Anfang: 



Das nächste ist gerade auch schon in Vorbereitung...


Dienstag, 18. Juni 2013

Doin' it right

Taken from: http://www.nls.uk/learning-zone

Wenn sich die Nationalbibliothek durch etwas besonders auszeichnet, dann durch eine sehr gelungene Präsenz im Internet und in sozialen Netzwerken. Heute hatte ich die Gelegenheit zwei der Verantwortlichen zu treffen: Alice und Beverley. (Gott! Ich liebe diese Namen! Alle hier haben so tolle Namen!) Alice und Beverley sind Education Officers. Ihre Aufgabe ist es die Sammlungen der National Library of Scotland dem Rest der Welt so attraktiv wie möglich zu präsentieren. Der Rest der Welt besteht in ihrem Fall aus Lehrern und Schülern. Und so organisieren die beiden im Monatstakt Ausstellungen, neue Websiten mit Lehrmaterial zu den Sammlungen und allerei Projekte. Medienkompetenz wird ebenso großgeschrieben, wie  pädagogisch wertvolle, aber trotzdem noch lustige Unterhaltung für Kinder. 

Taken from: http://digital.nls.uk/shakespeare/flash-primary.html

Nebenbei machen die beiden dann zusätzlich noch Library Video Guides und kleine Videos, die verschiedene Abteilungen vorstellen. So viele Sachen! Und das zu zweit! Man würde denken, dass das nicht geht, aber die beiden strotzen vor Motivation und guten Ideen. Und allein in dem Gespräch mit mir sind ihnen bestimmt noch fünf andere Ideen gekommen. Eine davon war mich beim Klavierspielen zu filmen. Aber da habe ich sachlich Widerspruch eingelegt. (HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA. No.) Ein Klavier in das Büro zu schleppen wäre ja ein wenig aufwändig.
Das Büro der beiden verließ ich in dann bester Laune. Bei der Leidenschaft und Motivation der beiden kann man gar nicht anders als inspiriert an seine Arbeit zu gehen. :)

Taken from: http://www.nls.uk/learning-zone

Nicht nur für Kinder (und nicht nur für Lehrer) :
 
Getting started with Shakespeare:                                   
Project Blaster (Wo und wie finde ich gute Informationen):
Video Guides:                                                              
Youtube:                                                                     

Manchmal verlasse ich das Haus und dann sehe ich sowas

Ich weiß nicht, ob ich diesen Trend in Deutschland irgendwie verpasst habe, aber hier haben alle ihre Kinder an der Leine.



Ich finde Hunde ja irgendwie süßer...


Sonntag, 16. Juni 2013

Halbzeit - Und es steht 1:0 für das Gefühl

Was soll ich sagen? Vier Wochen sind vorbei. Es wurde viel Tee getrunken, es wurde viel Shortbread gegessen. Ich habe unglaublich spannende Menschen kennengelernt, Bekanntschaften mit beeindruckenden Bibliothekaren gemacht. Ich habe erlebt, dass Bibliothekar auch ein Beruf sein kann, der einen zu Sherlock Holmes werden lässt und zum Kaffeesüchtigen. Ich habe den Unterschied zwischen schottischer und deutscher Arbeitsweise verstanden, die wichtigen Vokabeln für meinen Beruf gelernt. Ich weiß nun, wo meine Grenzen sind, was ich kann und woran ich noch arbeiten muss. 
Vor allem habe ich hier aber gesehen, dass auch ein Beruf wie der des Bibliothekars Passion verlangt. Und dass man für ein bisschen deutsche Schokolade auch kurzfristig noch bekommt was man will. (Ich nenne das liebevoll "people skills".)

Es waren vier unglaublich lehrreiche und schöne Wochen. Ich habe viel erlebt, viel gelacht, mich viel an der Natur und den lieben Menschen erfreut. Und ich freue mich auch auf weitere vier Wochen. Voller neuer Menschen, Teepausen und Shortbread. (Und natürlich viel bibliothekarischem Fachwissen.)

Sterling? Stirling!

Als ich gestern bei strahlendem Sonnenschein in den Zug nach Stirling einstieg, hoffte ich das Beste, allen Wetterberichten zum Trotz. Denn in Schottland sollte man den Wetterbericht nicht ernst nehmen. Das Wetter macht sowieso was es will. Aber je näher ich Stirling kam, desto dunkler wurden die Wolken. Züge, die aus der Richtung kamen, verkündeten mit ihrer von Regentropfen triefenden Oberfläche keine guten Nachrichten. Und der Wind, der mir in Gesicht pustete, nachdem ich den Zug verlassen hatte, machte das Urteil dann endgültig: Ich hatte mich geirrt. Die Wettervorhersage stimmte. Regen. Den ganzen Tag.
Edinburgh Waverley Station
Das Wetter in Stirling kann da leider nicht mithalten.
Aber Gott sei Dank war ich nicht allein mit diesem Wetter! Sascha, ein Klassenkamerad und ebenfalls Auslandspraktikant, holte mich vom Bahnhof ab und da es eine Menge zu erzählen gab, vergaß man das Wetter um sich herum sehr schnell. Da Sascha erst am vergangenen Wochenende angekommen war und er mir zuliebe die größten Sehenswürdigkeiten bis jetzt nur von außen betrachtet hatte, lag die ganze Sparte der touristischen Attraktionen Stirlings vor unseren Füßen. Wir begannen mit dem Wahrzeichen der Stadt: Dem Schloss. Auf dem Weg dahin kreuzten wir noch einen wunderschönen Friedhof, der eine so fantastische Aussicht auf das Umland hat, dass man die Toten fast beneiden muss.



Nachdem wir als den Friedhof passiert hatten, kamen wir im Schloss an. Pünktlich zur Wachablösung. Das bedeutete viel Herumgeschreie und Waffen vom rechten auf den linken Arm wechseln. Nach dieser Demonstrierung royaler Macht, ging es dann, hochmotiviert und 14 Pfund ärmer (Ja, das ist ein teurer Spaß.) in die königlichen Räumlichkeiten. Da die Ausschilderung aber recht dürftig war, fanden wir uns  nach wenigen Minuten im Herrenklo wieder. Nicht der ideale Start zugegebenermaßen, aber danach wurde es besser.
Chapel royal.
Wenn deutsche Gäste kommen, dann wird für beste Unterhaltung gesorgt.
Diese Kanonen wurden nach einem halbstündigen Vorspiel, dass aus
Dudelsackmusik und Salutieren bestand, dann pünktlich um 12 Uhr abgefeuert.
The Great Hall.
12 Millionen Pfund kostete die Renovierung des Schlosses.
Man zeigt viel Liebe fürs Detail.
Der inoffizielle Speiseraum. Für mich vollkommen ausreichend.
Dank der liebevollen Restaurierung und vielen Mitmachmöglichkeiten für die Besucher kann ich das Schloss nur wärmstens empfehlen. Man kann sich verkleiden, Instrumente ausprobieren und sogar einem Weber zuschauen, der einen der Wandteppiche neu webt. (Lustigerweise stellte sich heraus, dass das Saschas Mitbewohner war. Tja, die Welt ist eben klein.)
Nachdem wir alles im Schloss angeschaut hatten, spazierten Sascha und ich durch die schöne Stadt, schauten uns weitere Sehenswürdigkeiten an (z.B. einen Stein, der für Hinrichtungen verwendet wurde), hielten hier und da für etwas zu essen oder zu trinken an und diskutierten über die Wichtigkeit von Inverntarnummern. 
Ein kurzer Besuch der Stadtbibliothek.
Nessie. Ausnahmsweise in Zucker verewigt.
Spaziermöglichkeiten.
PS.: Wer gerne wissen möchte, wie traumatisiert Sascha nach meinem Besuch war, der folge diesem Link: http://stirlib.blogspot.com

Samstag, 15. Juni 2013

The day it rained forever

Morgen wird es einen ausführlichen Bericht über meinen Ausflug nach Stirling geben. Bis ich mich dafür ausreichend erholt habe, erstmal ein paar Bilder: